Amman – Tradition und Moderne in Jordanien

Amman – die Hauptstadt Jordaniens und eine der ältesten Städte unserer Erde. Über tausende von Jahren besiedelt von den verschiedensten Völkern und Kulturen. Heute zählt die Stadt mit ihren rund 4,6 Millionen Einwohnern zu einer der größten der arabischen Welt. 

Natürlich mussten wir Amman einen Besuch abstatten, weshalb wir uns in der zweiten Hälfte unserer Reise mit der Hauptstadt beschäftigten. Da wir allerdings chaotischen Straßenverkehr erwarteten und somit ungern mit dem Auto in die Stadt gefahren wären, mussten wir unseren treuen Mietwagen zuerst am Flughafen in Amman abgeben.  

Jahrtausende alte Geschichte

Das Gebiet des heutigen Amman war bereits vor rund 9.000 Jahren erstmals besiedelt. Wissenschaftler gehen von einer Bevölkerungszahl von rund 3.000 Menschen zu dieser Zeit aus. Rund 5.700 Jahre später, im 13. Jahrhundert vor Christus wurde die Stadt „Rabbath Ammon“ zur Hauptstadt des Reichs der Ammoniter, welches später als „Rabat Amman“ geschrieben wurde. Abgeleitet von diesem Namen stammt auch der Name der heutigen Hauptstadt „Amman“. Amman entwickelte sich schnell zu einer sehr wichtigen Handelsstadt aufgrund der Lage zwischen Ägypten, Mesopotamien und Anatolien (heutige Türkei). Dies wurde bereits früh von den Griechen erkannt, welche die griechische Kultur unter Alexander dem Großen in die Region brachten. Während dieser Zeit war die Stadt unter dem Namen „Philadelphia“ bekannt. 

Mit der Expansion des Römischen Reiches Richtung Osten eroberten die Römer auch Philadelphia um rund 60 vor Christus. Mit dem Bau einer Fernstraße zwischen Damascus – Philadelphia – Ailah (heutiges Aqaba) folgte erneut ein deutlicher Wirtschaftsaufschwung. Bis heute sind zahlreiche Überreste der Römer in Amman zu finden. Darunter der Tempel des Herkules auf der Zitadelle von Amman, das Römische Theater oder das Odeon Theater.

 

Römisches Theater in Amman

Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches wurde Amman Teil des Byzantinischen Reiches. Aufgrund der Entfernung zu Konstantinopel (heutiges Istanbul) konnte die Region allerdings nicht lange gegen die einfallenden islamischen Kalifate gehalten werden. Anschließend wurde die Stadt wieder zu „Amman“. Bis heute ist die Stadt, wie auch der Rest der Region, vom Islam geprägt. 

Herkules Tempel auf der Zitadelle
Die alte Umayyaden-Moschee - ein Zeugnis alter islamischer Kalifate

Arabische Kultur und Gastfreundschaft

Egal wo wir uns in Jordanien aufhielten, Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben. Auffällig gastfreundlich war jedoch die Hauptstadt des Landes. Wenn wir uns auf den chaotischen Straßen Ammans verirrten war sofort jemand zur Stelle um uns den Weg zu weisen. Ich kannte diese Verhaltensweisen bereits von anderen Ländern, in dem die Einheimischen den Touristen halfen oder etwas anboten um anschließend dafür bezahlt zu werden. Allerdings war dies bereits bei der ersten Begegnung mit den Einheimischen hier anders. Nicht ein einziges Mal bat man uns um Geld, klar vermutlich bezahlten wir das ein oder andere Mal den „Touristenpreis“, allerdings hatten wir nie das Gefühl abgezogen zu werden. Am Römischen Theater lernten wir zwei junge Männer etwa in unserem Alter kennen. Leider konnten die beiden gleich gut Englisch, wie wir Arabisch. Doch da wir im 21. Jahrhundert leben, spielte Google Übersetzer den Dolmetscher für uns. Die beiden wollten offenbar unbedingt ein Foto mit uns zusammen, da westliche Touristen in ihrer Stadt offenbar selten waren. Anschließend luden sie uns zum gemeinsamen Abendessen ein. Da wir allerdings bereits Pläne hatten, mussten wir leider ablehnen. 

Am Nachmittag stand dann noch der Besuch der König Abdullah I Moschee auf dem Plan. Für einen Preis von 2 Dinar (rund € 2,60) kann man die Moschee auch als Tourist bzw. Nicht-Muslim besuchen – selbstverständlich unter Einhaltung der geltenden Regeln. Tatsächlich war das das erste Mal, dass ich in einer Moschee zusammen mit Betenden war. Für mich persönlich war dies eine ganz besondere Erfahrung, da ich mich weder störend noch unerwünscht fühlte. Wir setzten uns auf den Teppich im Gebetsraum, verhielten uns leise und bewunderten das Bauwerk und die Gebetsabläufe. Da dies die einzige auch für Nicht-Muslime geöffnete Moschee in Amman ist, konnten wir viel über den Islam und seine Brauchtümer lernen. 

König Abdullah I Moschee
Gebetsraum der Moschee

Das Künstlerviertel

Im östlichen Teil des Bezirks „Jabal Amman“ befindet sich das Künstlerviertel von Amman. Der gesamte Bezirk ist auf einem eigenen Hügel erbaut, wodurch erstmal einige Treppen erklimmt werden müssen. Oben angekommen erwartet einen die „Rainbow Street„. Eine bunte Promenade mit zahlreichen Cafés, Restaurants und Künstlerateliers. Egal in welche kleine Gasse man einbiegt, man findet immer wieder eine neue Hauswand die künstlerisch sehr schön bemalt wurde. Auch hier oben trafen wir auf einen Straßenkünstler der uns offenbar als Touristen identifizierte und uns seine Hilfe anbot, sollten wir sie brauchen. Da wir auf der Suche nach frischen Gewürzen als Souvenir waren, empfahl er uns kurzerhand ein kleines Geschäft an der Hauptstraße am Fuß des Hügels.  

Bunte Laternen schmücken die Rainbow Street
An fast jeder Hausecke findet man Kunstwerke

Altertum trifft auf Moderne

Wie bereits weiter oben erwähnt ist Amman seit rund 9.000 Jahren durchgehend besiedelt. Der Bezirk Al-Abdali hingegen, in dem sich auch die König Abdullah I Moschee befindet, gilt als modernes Zentrum der Stadt. Hier befinden sich neben dem Parlament auch etliche Ministerien, der prunkvolle Justizpalast sowie die Abdali Mall und der Abadli Boulevard. Die Abdali Mall ist ein großes Einkaufszentrum welches bewusst in einem modernen Baustil erbaut wurde. Ich finde, sie erinnert ein wenig an die Abu Dhabi Marina Mall, allerdings deutlich kleiner. Direkt daneben befindet sich der neu errichtete Abdali Boulevard. Diese hochmoderne Straße mit Wohnungen und Büroräumen auf jeder Seite sowie Bars und Restaurants im Erdgeschoss sorgen für eine perfekte Ausgehmeile für den Abend. Beim westlichen Ausgang des Boulevards befindet sich das im Jahr 2016 fertiggestellte Hotel „Amman Rotana“ – mit 188 m das höchste Gebäude Jordaniens und deutlich zu teuer für unsere Geldtasche. Den Bildern zufolge könnte dieses Hotel aber auch genauso irgendwo in den Vereinigten Arabischen Emiraten stehen.

Abdali Boulevard
Amman Rotana 5* Hotel

Schnell bemerkten wir, dass man vor allem in Amman sehr viel Wert auf Weiterentwicklung aber auch auf die Erhaltung ihrer Geschichte legt. Trotz der ungünstigen geografischen Lage zwischen zahlreichen Konfliktherden wie Israel, Palästina, Syrien und dem Irak, konnte sich Jordanien erstaunlich gut weiterentwickeln. Wir waren besonders vom hochmodernen Abdali Bezirk beeindruckt. Um ehrlich zu sein findet man hier bis auf die arabische Schrift kaum einen Unterschied zu europäischen Finanzzentren oder neu errichteten Geschäftsmeilen.  

Starker Kontrast - das alte Amman mit dem neuen Abdali Bezirk im Hintergrund

Abschied nehmen

Nach einer Woche voller Erlebnisse, atemberaubender Landschaften und herzlichen Begegnungen mit Einheimischen, war es für uns Zeit zurück nach Österreich zu fliegen. Auch wenn wir lediglich sieben Tage zur Verfügung hatten, fühlte sich diese Zeit wie mehrere Wochen an. Jordanien hat mich absolut überzeugt und beeindruckt. Als ich einige Monate zuvor zu Hause erzählte, ich würde im Februar für eine Woche durch Jordanien reisen, schüttelte jeder nur der Kopf. Ein Land mitten im Nahen Osten zwischen Israel, Palästina, Syrien und dem Irak – das könne doch nur eine schlechte Idee sein. Doch Jordanien entpuppte sich als eine der eindrucksvollsten Reisen die ich je machen durfte. Die Einheimischen lassen sich offenbar nicht von Kriegen oder Unruhen in der direkten Nachbarschaft beeinflussen. Selbstverständlich wird man durch die ständigen Militärkontrollen an die Unruhen in der Region erinnert, allerdings fühlte ich mich in keiner Weise auch nur eine Sekunde lang Bedroht oder Unwohl. Um ehrlich zu sein fühlte ich mich nachts in Amman deutlich wohler als in einigen westeuropäischen Städten wie beispielsweise in Berlin.

Zurück am Flughafen ist mir der Abschied schwer gefallen. Eines ist sicher – Jordanien muss ich auf jeden Fall ein zweites Mal besuchen!

Blick auf Jerusalem beim Rückflug
Blick auf den Gaza-Streifen - kaum vorstellbar aktuell

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