Kachetien – Geburtsort des Weines

Im Sommer 2023 konnte ich einige meiner Freunde (später dann auch meinen Vater) überreden mit mir nach Georgien zu reisen. Seit ich ein Kind bin hat mich die Region um den Kaukasus beeindruckt. Die hohen Berge, die verschiedenen Kulturen auf einer so kleinen Fläche und die wunderschöne Landschaft sind mir schon damals aufgefallen. Als ich schließlich erfuhr, dass WizzAir Direktflüge von Memmingen nach Kutaissi, Georgien anbietet, war das Flugticket quasi so gut wie gekauft. 

Ende Oktober, genauer gesagt am 26.10.2023 ging es dann Abends noch mit meinem Vater und vier meiner Freunde an den Memminger Flughafen. Angekommen um 2:00 Uhr morgens (nicht die beste Tageszeit, dafür war das Flugticket billig) in Kutaissi mussten wir uns erstmal ein paar Stunden ausruhen ehe es mit dem Zug in die Hauptstadt Tiflis ging. 

Anreise nach Tiflis

Mit dem Schnellzug ging es von Kutaissi ins ca. 3 Stunden entfernte Tiflis. Tickets hierfür konnten wir ohne Probleme online kaufen. Zu unserer Überraschung war der Zug moderner als wir ihn uns vorgestellt hatten. Eine nagelneue Zuggarnitur des Schweizer Unternehmens „Stadler“ diente als Schnellzug zwischen Batumi an der Schwarzmeerküste und Tiflis. Auch die Sitze waren extrem komfortabel und eigneten sich perfekt für ein kleines Nickerchen. 

Angekommen am Hauptbahnhof in Tiflis war dann auch die Sowjetische Vergangenheit der Region ersichtlich. Sowohl der Bahnhof als auch die U-Bahn danach waren alt und kahl gebaut. Wobei man sagen muss, dass die U-Bahn sehr zuverlässig fuhr. Unser Hotel war in der Nähe der Alvabari U-Bahn Station und somit relativ nah am Zentrum. Am Abend erkundeten wir die Hauptstadt dann noch zu Fuß und konnten einen wunderschönen Sonnenuntergang bei der Metechi-Kirche bewundern. 

Metechi-Kirche
Sonnenuntergang über der Altstadt von Tiflis

Bodbe Kloster

An unserem ersten vollen Tag in Tiflis hatten wir eine geführte Tour durch die Region Kachetien gebucht – der Geburtsort des Weines. Bereits zum „Frühstück“ bekamen wir traditionell zubereitetes Brot und selbstgemachten Wein. Im Anschluss fuhren wir weiter Richtung Sighnaghi, stoppten allerdings davor beim Bodbe Kloster – ein bedeutendes Kloster, in dem die Heilige Nino begraben ist. St. Nino war eine georgische Heilerin und Missionarin, die die Bekehrung der Georgier zum Christentum in Bodbe einleitete. Das Kloster wurde im 9. Jahrhundert nach Christus erbaut und um 1700 und 1900 renoviert. Nach der Annexion Georgiens an das Russische Reich im Jahr 1801 wurde das Kloster in eine Pfarrkirche umgewandelt – später im Jahr 1924 wurde das Kloster von der Sowjetunion als Krankenhaus verwendet. Erst nach der Auflösung der UdSSR wurde Bodbe wieder zu einem Kloster. 

Das alte, restaurierte Kloster
Turm der russischen Pfarrkirche

Sighnaghi - die Stadt der Liebe

Sighnaghi ist eine kleine ruhige Stadt rund 2 km von Bodbe entfernt. Die Stadt ist auf einem Hügel umgeben mit einer Stadtmauer erbaut. In der Distanz ist das Kaukasusgebirge und somit die Grenze zu Russland, auf der anderen Seite das Alazani-Tal, welches die Grenze zu Aserbaidschan bildet, zu sehen. Die Stadt ist in Georgien als die „Stadt der Liebe“ bekannt. Dies ist zum Einen, da es hier möglich ist 24/7 zu heiraten – also ähnlich wie in Las Vegas. Der andere Grund ist eine Legende über den berühmten georgischen Künstler „Nikala Pirosmani“. Anscheinend soll er sein Haus verkauft haben, um eine Million Rosen für seine große Liebe zu kaufen. Allerdings verließ ihn seine Geliebte im Anschluss woraufhin er als einsamer, armer Mann starb. 

Sighnaghi - die Stadt der Liebe

Kachapuri und georgische Traditionen

Nach unserem Rundgang in der „Stadt der Liebe“ lernten wir die georgische Küche in ihrer vollen Vielfalt kennen. Das wohl bekannteste Gericht ist „Kachapuri“ – ein wenig ähnelt es der italienischen Pizza bzw. der türkischen Pide, allerdings wird der Teig mit Käse gefüllt und statt Tomatensoße kommt Käse oben drauf und der Belag ist übrigens auch entweder Käse oder ein Spiegelei. Ich weiß nicht wie viel Kalorien so eine Portion hat, denke aber mit einem Kachapuri hat man den täglichen Kalorienbedarf eines erwachsenen Mannes ziemlich gut abgedeckt. 

Traditionell wird in Georgien immer in der Gemeinschaft von mehreren Menschen gegessen. Dabei wird von allem ein bisschen bestellt, die Gerichte in die Mitte gestellt und jeder nimmt sich auf was er oder sie gerade Lust hat. Traditionell gibt es dazu natürlich Wein. Sind mehrere Gäste anwesend, wird der Wein in ein ausgehöhltes Horn geleert, dann wird von der Person, die gerade das Horn hat ein Trinkspruch aufgesagt, den Wein in einem Zug ausgetrunken (jeder muss übrigens mittrinken) und das Horn weitergereicht – Fazit: ich war bereits betrunken bevor das Essen serviert wurde. 

Kachapuri-Bäckerin
Georgisches Festmahl mit viel Wein

Traditionelle Weinproduktion

Georgien wird als Ursprungsland des Weines betrachtet. Wissenschaftliche Untersuchungen haben die Ursprünge des Weinbaus auf 11.000 vor Christus im Südkaukasus datiert. Im Verhältnis dazu: die Griechen produzierten erstmals rund 1.700 vor Christus ihren ersten Wein. Nach unserem Festmahl in Sighnaghi ging es also weiter nach „Qwareli“ hier wird bei der JSC Kindzmarauli Corporation nach wie vor Wein auf die traditionell georgische Weise produziert. Die Weintrauben werden in riesigen Tonkrügen im Boden vergraben und dort über mehrere Monate hinweg fermentiert. Dies gibt dem Wein einen unverkennbaren, süßlichen Geschmack. Aus den Traubenresten wird anschließend „Chacha“ hergestellt. Eine Spirituose die dem italienischen Grappa sehr ähnelt – allerdings hat traditioneller Chacha einen Alkoholanteil von 60-82% – die Georgier haben wirklich interessante Trinkgewohnheiten…

Im Anschluss bekamen wir noch eine Führung durch die „Kvareli Wein Höhle„. dies ist ein knapp 8 km langes Tunnelsystem mitten im Kaukasus, welches ursprünglich gebaut wurde um Georgien mit Russland zu verbinden. Da dieses nie fertiggestellt wurde, siedelte sich das „Khareba“ Weingut aufgrund der optimalen Temperaturen in den Tunneln hier an. Heute werden im gesamten Tunnelsystem über 26.000 Flaschen Wein gelagert. 

Traditionelle Tonkrüge zur Weinproduktion
Weinlagerung im Kvareli-Tunnelsystem

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