Der Kaukasus – Lebensader und Barriere

Das Kaukasusgebirge – es ist eines der höchsten Gebirgszüge der Welt. Der Elbrus ist mit 5.642 m über dem Meeresspiegel der höchste Berg des Gebirges. Geografisch formt das Bergmassiv die Grenze zwischen Russland, Georgien und Aserbaidschan, somit auch die Grenze zwischen Europa und Asien – zumindest ist dies eine von vielen möglichen Grenzziehungen, eine richtige gibt es nämlich gar nicht. Aufgrund des unzugänglichen Geländes gibt es auch dementsprechend wenige Möglichkeiten diese Grenze zu überqueren. Ganz im Westen befindet sich die Autonome Republik Abchasien, welche zwar nur von wenigen Staaten der Erde als eigenständig anerkannt wird, Georgien aber de facto keine Kontrolle über dieses Gebiet hat. Weiter östlich befindet sich die Region Swanetien – bis auf ein paar schmale Schotterpisten dringt hier keine Straße durch das Bergmassiv hindurch. Etwa in der Mitte des Kaukasus befindet sich Südossetien. Die Region hatte sich 2008 im Kaukasuskrieg mithilfe Russlands den gleichen Status wie Abchasien verschafft und ist somit für den internationalen Waren- und Personenverkehr nicht passierbar. Aktuell führen also lediglich zwei befahrbare Straßen durch den Kaukasus – der Georgian Military Highway und die M1 in Aserbaidschan ganz im Ostern an der Küste des Kaspischen Meeres. Diese zwei Straßen gewannen in den letzten Jahren also immer mehr an Bedeutung, weshalb wir uns den Georgian Military Highway ansehen mussten. 

Ananuri Festung & Zhinvali Reservoir

Die Festung Ananuri liegt am südlichen Ende des georgischen Kaukasus. Sie wurde vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut. Bereits zur damaligen Zeit nutzten die Bewohner das unwegsame Gelände des Kaukasus aus, um eindringende Feinde in die Schluchten des Kaukasus zu locken und anschließend in einem Hinterhalt zu überwältigen. Direkt dahinter befindet sich das Zhinvali Reservoir. Es ist das größte Süßwasserreservoir Georgiens und sammelt mithilfe von Staudämmen das Gebirgswasser des Kaukasus. Die gesamte Hauptstadt Tiflis kann somit mit dem Wasser des Zhinvali Reservoirs versorgt werden. 

Festung Ananuri
Zhinvali Reservoir

Russisch-Georgisches Friedensdenkmal

Wenige Minuten nach dem berühmten Skidorf „Gudauri“ befindet sich ein großes Denkmal, welche die russisch-georgische Beziehung darstellt. In dem Halbrunden Denkmal finden sich sowohl georgische als auch russische Symbole und Malereien. Auf der russischen Seite wird der Sieg der Roten Armee über das Deutsche Reich im zweiten Weltkrieg dargestellt, auf der georgischen Seite beispielsweise traditionelle Krieger auf Pferden. In der Mitte befindet sich eine Abbildung von „Mother Russia“ welche ein Kind und eine Friedenstaube schützend in ihren Händen hält – das Kontroverse daran: keine zwei Kilometer Luftlinie hinter der Abbildung befindet sich die zuvor angesprochene Region Südossetien, die Schauplatz des Kaukasuskrieges von 2008 zwischen Russland und Georgien war. 

Russisch-Georgisches Friedensdenkmal

Gergeti Kirche & russisch-georgische Grenze

Wenige Kilometer vor der russischen Grenze befindet sich die berühmte Gergetier Dreifaltigkeitskirche auf ca. 2.500 m über dem Meeresspiegel im kleinen Dorf Stepanzminda. Der Kirchenkomplex wurde im 14. Jahrhundert direkt am Fuße des 5.054 m hohen Kazbegi erbaut. Bei gutem Wetter ragt die hohe, mit Schnee bedeckte Spitze des Berges im Hintergrund empor. Jahrhunderte lang wurde hier der Schatz der georgisch-orthodoxen Apostelkirche aufbewahrt – das Weinrebenkreuz der Heiligen Nino (mehr darüber im Kachetien Beitrag).

Die Gergetier Dreifaltigkeitskirche

Bereits auf der Anfahrt nach Stepanzminda passierten wir kilometerlange LKW-Schlangen. Unser Tourguide erklärte uns, dass die Russen die Grenze offenbar dicht machten und nur zu unbestimmten Zeiten für den Warenverkehr öffneten. Je nach Herkunft und Art der Ware warten die LKW-Fahrer hier also teilweise bis zu mehreren Wochen an der gleichen Stelle – LKWs die für Russland bestimmte Waren transportierten würden anscheinend deutlich schneller abgefertigt werden. Ich persönlich fand es ein spannendes Erlebnis, gerade in der Zeit während des Russland-Ukraine Konfliktes so nah aber doch so fern von Russland zu sein. Sämtliche Berge rund um Stepanzminda waren bereits russisch oder bildeten die Grenze zu Georgien und Russland. 

Der 5.054 m hohe Kazbegi - höchster Berg der Region und gleichzeitig Grenze zu Russland

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