Palccoyo Mountain – „atemberaubende“ Wanderung auf 5.000 m Höhe

Der letzte volle Tag in Cusco und somit auch in Peru. Knapp fünf Tage lang konnten wir uns in der Stadt an die Höhe akklimatisieren. Lange hatten wir hin und her überlegt ob wir diesen Ausflug machen sollen oder nicht. Bereits um 5:00 Uhr morgens wurden wir von einem kleinen Bus abgeholt – mit uns im Bus: ca. 8 Wanderer, ein Bergführer und zwei Flaschen Sauerstoff. Knapp zwei Stunden lang fuhren wir nach Südosten über Urcos und das Sacred Valley in das kleine Dorf „Cusipata“ wo erstmal Frühstück auf uns wartete. Das Restaurant war Ausgangspunkt für viele Gruppenreisen und Wanderungen in der Gegend, insbesondere für Wanderungen auf den berühmten Rainbow Mountain „Vinicunca“. Unser Ziel war ebenfalls einer dieser „Regenbogenberge“ – allerdings der deutlich weniger stark frequentierte Palccoyo Mountain. Den Tipp bekamen wir von unseren AirBnB Hosts – die Anfahrt ist zwar minimal länger dafür deutlich weniger touristisch. Nach dem Frühstück erklärte uns unser Bergführer, dass wir zwar nur noch knapp 50 km entfernt wären, allerdings die Strecke ab Cusipata nur noch für wenige Kilometer asphaltiert ist und über zahlreiche kleinere Gebirgspässe führt – die Fahrt dauerte nochmals knapp zwei Stunden – und er hatte recht – die Strecke hatte es wirklich in sich. 

Einheimische Frau mit ihrer Alpaka-Herde
Schotterpiste zum Palccoyo Mountain

Ungewohnte Höhen

Der Bus brachte uns zu einem Parkplatz auf knapp 4.800 m Meereshöhe von welchem aus wir nochmals rund 2,5 km und rund 200 Höhenmeter zum Gipfel wandern sollten. Zum Vergleich: der höchste Berg der Alpen ist mit 4.806 m der Mt. Blanc. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mir gar nicht vorstellen auf dem Gipfel des Mt. Blancs zu stehen und nochmals 200 m höher zu steigen. Während der Busfahrt kamen wir mit anderen Reisenden aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden ins Gespräch und sicherlich hatten wir, aufgewachsen in den Alpen, eventuell den ein oder anderen kleinen Vorteil gegenüber den anderen. Aber erstmal ausgestiegen aus dem Bus merkte ich von diesem Vorteil überhaupt gar nichts. Bereits die ersten kleinen Schritte waren enorm anstrengend und kräftezehrend. Wie gefühlt jeder Andenbewohner hatte auch unser Bergführer einen ganzen Sack voll Kokablätter zum Kauen dabei. Natürlich wollte ich mich den Einheimischen anpassen und folgte deren Rat. Ich muss zugeben, in diesem Moment spürte ich den Effekt am stärksten. Meine Extremitäten wurden zwar zunehmend zyanotisch wohingegen ich kaum ein Gefühl von Sauerstoffmangel empfunden habe.  

Das Ziel vor Augen
Der Weg zum Gipfel

Oben angekommen wartete ein wunderschönes Panorama auf uns – und Glück hatten wir auch noch: nur wenige Tage vor unserem Ausflug lag am Gipfel noch eine Schicht Schnee, was während der Regensaison offenbar gar nicht so unwahrscheinlich ist. Die verschiedenen Farben der Schichten werden durch überlagerte Mineralien gebildet. Durch Plattentektonik wurden die Sedimentschichten von einer waagerechten in eine eher senkrechtere Position gedrückt. 

Alpakas am Rainbow-Mountain auf 5.000 m Meereshöhe

Wer sich denkt der Palccoyo ist mit knapp 5.000 m der höchste Berggipfel der Umgebung, der hat sich auf jeden Fall geirrt. Nur rund 27 km Luftlinie entfernt und bei halbwegs normalen Wolkenbedingungen gut sichtbar liegt der „Nevado Auzangate“ mit einer stolzen Höhe von 6.384 m über dem Meeresspiegel. Bis heute leben indigene Quechua-Familien rund um den Berg welcher von den Quechua als sog. „Apu“, eine Berggottheit, angesehen wird. Ähnlich oft findet man in den Anden immer wieder größere und kleinere von Menschen angelegte Steinhaufen. Dadurch wird die Göttin „Pachamama“ geehrt. Sie gilt als personifizierte Erdmutter und dient als Vermittlerin zwischen Ober- und Unterwelt. Das Leben der traditionellen Andenbewohnern ist auf ständiges Gleichgewicht ausgerichtet – wenn Menschen etwas von den Göttern wollen, erwarten sich diese auch etwas im Gegenzug zurück – Achtung und Ehrerbietung. Klassisch werden hier Opfergaben an heiligen Stellen dargeboten, meistens in Form von Kokablättern unter diesen Steinhaufen.  

Blick auf den Gletscher des Nevado Auzangate im Hintergrund
Leicht lilafarbene Fingerspitzen - der Sauerstoffmangel macht sich bemerkbar
Künstliche Steinhaufen für Pachamama