Montag, 06.02.2023 – „cleared for takeoff“, hieß es am Nachmittag, als unser Flug von Memmingen in Süddeutschland ins Königreich Jordanien startete. Nach knapp vier Stunden Flugzeit über die schneebedeckten Alpengipfel, die zahlreichen griechischen Inseln und sogar über den Gaza-Streifen landeten wir schließlich in Amman am Queen Alia International Airport.
Wir hatten vorab den Jordan Pass online gekauft, wodurch wir uns die Visa-Gebühren am Flughafen sparten. Das erleichterte zudem den Einreiseprozess. Nachdem unser Pass gestempelt war und wir Jordanische Dinar (lokale Währung) besorgt haben, war unser letzter Stopp der Schalter der Mietwagenfirma. Das Mietauto haben wir vorab online gebucht und auch bezahlt, lediglich die Daten mussten noch erhoben und die Kaution hinterlegt werden.
Erste Kilometer in Jordanien
Nachdem wir unser Mietauto gründlichst auf Schäden inspiziert haben, fuhren wir los mit dem Ziel „Madaba“. Mittlerweile war es dunkel und ich musste mich als Fahrer erstmal an die jordanischen Fahrgewohnheiten gewöhnen. Madaba liegt ca. 20 km westlich des Flughafens, allerdings führte die kürzeste und scheinbar schnellste Route quer durch die Wüste. Was wir nicht wussten – vor jeder noch so kleinen Siedlung waren riesige Bodenschwellen aus Beton mitten in der Landstraße. Da diese natürlich nicht reflektierten, und wir auch nicht mit solchen rechneten geschweige denn sie in der Nacht rechtzeitig erkennen konnten, bekam das unser Auto die ersten Kilometer ordentlich was zu spüren.
Später, als wir dann sogar von LKW’s überholt wurden war mir klar, dass die Geschwindigkeitsgrenzen eher Richtwerte sind und Fahrbahnbegrenzungen auch eher als Empfehlung dienten. Da ich allerdings eine Strafe vermeiden wollte, hielt ich mich an die offiziellen Geschwindigkeitsbeschränkungen. Ohne Autoschaden und gesund in Madaba angekommen fegte ein Platzregen über uns nieder. Wir waren alle froh, endlich im Bett zu sein.

Naturgewalten
Am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in den Süden des Landes. Genauer gesagt nach Wadi Musa, Ausgangsort der weltbekannten Ruinenstätte „Petra“. Wir hatten drei Routen zur Auswahl, die ca. 3h lange Fahrt über den Desert Highway, quer durch die Sandwüste oder den jeweils ca. vierstündigen Jordan Valley Highway entlang des Toten Meeres beziehungsweise den Kings Highway quer durch die Berge. Da wir das Tote Meer allerdings auf dem Rückweg eingeplant hatten, fiel der Jordan Valley Highway schonmal weg. Zudem wussten wir über den Straßenzustand des Kings Highway nicht bescheid, da es auch in Madaba durch den Regen überall schlammig war und das Wasser teilweise nicht versickerte. Wir wählten daher den kürzesten, dadurch vielleicht langweiligsten Weg über den Desert Highway.
Dieser war sehr gut ausgebaut und sogar zweispurig in beide Richtungen. Die Langeweile wurde aber bald zu einem Abenteuer, als wir plötzlich mit einem heftigen Sandsturm Bekanntschaft machten. Das war eine absolut neue Herausforderung, welcher ich mich noch nie zuvor gestellt habe – eine Fahrt in dichtem Nebel oder in einem Schneesturm sind weitaus gemütlicher. Auf der gesamten Fahrt merkte ich, wie das Auto von den starken Windböen ständig nach links gedrückt wurde. Als wir dann einmal ausstiegen wurden wir wortwörtlich beinahe weggeblasen.

In den Fußstapfen der Nabatäer
Angekommen im Petra Plaza Hotel wurden wir mit einem Willkommenstee begrüßt. Wir wollten allerdings den restlichen Tag nutzen um uns das UNESCO Weltkulturerbe Petra, welches auch den Titel eines Weltwunders verliehen bekam, anzusehen. Die Eintrittstickets sind relativ teuer, allerdings kann durch den Jordan Pass eine vergünstigte Karte direkt dazugekauft werden. Zudem gibt es mehrere Eingänge – der Parkplatz ist allerdings immer beim Petra Visitor Center, beim Haupteingang. Hier tummeln sich viele Einheimische, die eine Fahrt zu den zwei Hintereingängen anbieten. Wir wollten den Eingang bei Umm Sayhoun benutzen, da wir für den Hintereingang zu wenig Zeit gehabt hätten. Um uns allerdings nicht abziehen zu lassen, verhandelten wir natürlich um den Preis und bezahlten so rund 3,50 € pro Person. Vermutlich immer noch zu viel, aber unser Fahrer war äußerst nett und half uns sogar noch bei der Ticketkontrolle.

Abstieg zur antiken Felsenstadt
Der Weg von Umm Sayhoun ins eigentliche Petra ist etwas mehr als 2 km lang, allerdings sehr gut zu bewältigen, da es auf der asphaltierten Straße ständig leicht bergab geht. Auf dem Weg hinunter kommt man an atemberaubenden, farbigen Gesteinsformationen vorbei. Unten angekommen konnte ich meinen Augen kaum trauen. Das gesamte Areal ist zwar touristisch erschlossen, allerdings fühlte ich mich, als befände ich mich im alten Reich der Nabatäer. Heute noch wird das Gelände von Beduinen mit Zelten bewohnt und das einzige Fortbewegungsmittel sind Esel.
Petra wurde etwa im 5. Jahrhundert vor Christus von den Nabatäern, dem ältesten arabischen Reich, erbaut. Allerdings gibt es Belege, dass der Ort bereits seit rund 11.000 Jahren durchgehend besiedelt ist. Das bedeutet, die erste Besiedelung war in etwa zur gleichen Zeit, als die letzte Eiszeit in Europa endete. Für mich war es unvorstellbar, dass Menschen vor über 2.500 Jahren in der Lage waren, ganze Tempel und Grabmäler in einen Felsen zu bauen und dann auch noch auszuhöhlen. Das berühmte „Schatzhaus des Pharao“ mit ihren scheinbar perfekten Winkeln und symmetrischen Kanten warf mich dann aber endgültig vom Hocker.


Der Ausgang führte dann durch den rund zwei Kilometer langen „Siq“, was auf Arabisch „Schlucht“ heißt. Diese natürlich geformte Schlucht diente als Eingang und als natürlicher Schutz für Petra. An den Seiten wurden Wasserwege in den Fels gemeißelt, um die Stadt mit Frischwasser zu versorgen.
Grundsätzlich hätte ich in Petra vermutlich drei oder sogar mehr Tage verbringen können. Da wir allerdings nur eine Woche Zeit hatten, und wir noch andere tolle Orte erkunden wollten, verbrachten wir hier nur einen Tag. Zurück im Hotel bekamen wir vom netten Hotelier noch einen guten Tipp für das Abendessen. Wir verbrachten den Abend also im „Sana’a Yemen“ Restaurant, welches ausgezeichnet war. Man konnte sogar den Köchen zusehen, wie sie frisches Fladenbrot über dem offenen Feuer backten. Für jordanische Verhältnisse war das Essen zwar etwas kostspieliger, allerdings liegt das daran, dass die Einwohner von Wadi Musa fast ausschließlich vom internationalen Tourismus leben.
Am nächsten Morgen nach dem leckeren, traditionellen Frühstück im Hotel, machten wir uns auf den Weg weiter in den Süden, nach Aqaba und gleichzeitig ins Vierländereck zwischen Jordanien, Ägypten, Israel und Saudi-Arabien. Mehr darüber allerdings im nächsten Beitrag.
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